Logbuch September 2011
1.9.2011 Gestern um 19:20 Uhr gingen wir Anker auf Richtung Peloponnes. Gegen 6:00 Uhr umrundeten wir, nach einer mäßig ruhigen Nacht mit viel Dünung und Berufsverkehr, Kap Maleas. Teilweise war es stockdunkel, kein Mond half uns. Entgegen erster Planung liefen wir Elaphonisos nicht an, sondern fuhren weiter nach Porto Kagio, das wir um 12:00 Uhr erreichten. Wir ankerten in der Bucht und schliefen erst mal.
Später kam eine Motoryacht in die Bucht, die mir irgendwie bekannt vorkam. Es war die SPIRIT OF FREEDOM mit Eric und Uschi.
Vor über 5 Jahren hatten wir uns in Brindisi an der Kaimauer kurz unterhalten und trumpften jeweils - natürlich scherzhaft - mit unseren Ausstattungen auf. So ging es über Waschmaschine, Wassermacher bis zu ihrem letzten Trumpf - dem Joghurtbereiter. Da konnten wir damals auch noch mithalten (zwischenzeitlich haben wir diesen von Bord genommen). In Erinnerung an dieses Geplänkel vor 5 Jahren, fragte ich die Crew erst mal, ob sie vor ein paar Jahren in Brindisi waren. Als die Dame des " Hauses " dieses bejahte, fragte ich zur Sicherheit noch, ob sie denn einen Joghurtbereiter an Bord hätten. Als dies wiederum - allerdings diesmal mit sehr erstauntem Blick - bejaht wurde, erzählte ich ihnen, daß wir uns im Juni 2006 in Brindisi schon einmal darüber unterhalten hatten. Das Erstaunen wich einem gemeinsamen Gelächter und der Erkenntnis, daß die Welt ein Dorf ist.
Am Abend saßen wir noch auf der SPIRIT OF FREEDOM beisammen, denn es gab viel zu erzählen. In den letzten Jahren hatten die beiden nahezu alle Mittelmeerländer besucht und waren jetzt auf dem Weg nach Preveza und wollen anschließend nach Tunesien.
8.9.2011 Von Porto Kagio aus starteten wir am 2.9.11 in Richtung Finikounda. Eric und Uschi waren schon über eine Stunde vor uns gestartet. Kaum erreichten wir das erste Kap, sahen wir, daß noch fast 2m Restwelle standen und Eric uns entgegenkam. Sie hatten nach kurzer Zeit in der hohen See wieder umgedreht. Das gleiche taten wir dann auch und so ankerten wir beibe wieder in Porto Kagio. Am Abend wieder ein Sundowner bei Eric und Uschi und dann bald ins Bett. Am nächsten Morgen gingen wir abermals Anker auf, wir wollten es einfach versuchen, ob es diesmal besser geht. Die Dünung war immer noch hoch (1,50m), aber zum Glück lang, jedoch mit Kreuzsee. Erst kurz vor Akritas Point, dem Südzipfel der Halbinsel, wurde es endlich ruhiger und 2 Stunden später ankerten wir vor dem Stand von Finikounda.
Wir wurden schon vorher von Theo und Susanne empfangen, die uns mit ihrem Topcat entgegen gesegelt kamen.
Sie hatten kalten Sekt, Bier und Gläser dabei, um das Wiedersehen ordentlich zu feiern.
Es war ein herzlicher Empfang und am Abend gingen wir mit den beiden zu Herta´s Buffet nach Kamaria.
Theo und Susanne verbrachten gerade die letzte Woche ihres 5-wöchigen Campingurlaubes auf dem Campingplatz "Ammos".
Das reichhaltige Buffet von Herta verdient eine besondere Beachtung.
Die deutschen Aussteiger leben seit über 20 Jahren in Griechenland und haben vor einigen Jahren dieses etwas andere Gartenrestaurant eröffnet. Es ist nur am Wochenende und meist nur mit Reservierung (Tel.6944757892) zu besuchen - besonders in der Hochsaison.
Pro Person kostet es 14,50€ - all you can eat -, nur Getränke, sowie (wenn man noch kann!) der Nachtisch, in der Regel Apfelstrudel mit Eis, werden gesondert bezahlt.
Alles schmeckte lecker und wir hatten einen tollen Abend. Am Sonntag danach hatte Evelin an Bord ein Dinner für uns vier zubereitet.
Es bestand aus Spaghetti Aglio-Olio (it. für Knoblauch mit Olivenöl), wobei die Betonung sehr auf Aglio lag.
Evelin hatte sieben Knoblauchzehen in das Kilo Linguini gemischt.
Alles fand einen hungrigen Abnehmer und die Schärfe des Peperonccino wurde mit Wein und Bier zu löschen versucht.
Ein weiterer unterhaltsamer Abend und ein schöner Sonnenuntergang. So vergingen die Tage ohne besondere Vorkommnisse mit viel schwimmen und schnorcheln im warmen, klaren Wasser über Sandgrund. Lediglich LaLuna machte uns etwas Sorgen, da sie seit Montag etwas an der rechten Vorderpfote hatte, sodaß wir entschieden mit ihr zur Tierärztin nach Lachanada zu gehen (Brigitte Nehlin, Geb. Schaufler Tel. 6936790667).
Es schien nichts Schlimmes zu sein, aber sicher ist sicher. Theo war so nett und brachte mich und die Katze nach Lachanada, nördlich von Finikounda. Sie untersuchte LaLuna gründlich und behandelte eine Entzündung an der Pfote mit Antibiotika. Diese stammte vermutlich aus einer Begegnung mit einer Wespe o.ä.. Schon am nächsten Tag sah man eine deutliche Besserung. Gestern Nachmittag wurde es ungewöhnlich rasch dunkel, denn es zog ein heftiges Gewitter auf, mit viel Blitz und Donner, sowie etwas Wind und viel Regen bis tief in die Nacht. Heute früh war alles wieder so, wie wenn nichts gewesen wäre - Sonne, Meer und Sandstrand. Lediglich eine beträchtliche Menge Wasser im Dinghy erinnerte uns an die vergangene Nacht. Morgen wollen wir weiter nach Methoni um Stavros und Lilo zu treffen.
9.9.11 Heute sind wir gegen 9:30 Uhr in Richtung Methoni aufgebrochen.
Mit Seegang und zunächst wenig Wind erreichen wir die Bucht gegen 10:40 Uhr und werfen unseren Anker in den Sandgrund.
Wir wollen Lilo und Stavros treffen, die zufällig gerade am Strand von Methoni lagen. Es gibt bei einem Restaurantbesuch viel zu erzählen, da wir uns schon ein paar Jahre nicht mehr gesehen hatten.
Am Abend verlegen wir dichter unter Land, um besser vor der Dünung geschützt zu sein. Ich habe in der Nacht eine Plombe aus meinem Backenzahn verloren.
Am folgenden Tag gehen wir abends essen und hatten einen schönen Abend.
11.9.11 Um 8:00 Uhr gehen wir Anker auf nach Pylos. Gegen 9:40 gehen wir längsseits unter dem grünen Licht an der Hafeneinfahrt.
Dort treffen wir Patrik und seine Frau Bibi. Er lebt nun schon seit gut zwei Jahren in Pylos auf seiner MARAKATTI, der 44er Nautikat, die ich mit ihm und seinem Bruder damals von Aprilia Marittima nach Griechenland überführt hatte. Zur Zeit war auch seine Frau auf dem Schiff zu Besuch, so lernten wir sie auch endlich mal kennen. (Das Schiff steht jetzt, Anfang 2014, zum Verkauf).
Patrik und Bibi fuhren mit uns am Abend in ein nettes kleines Restaurant in den Bergen, wo wir lecker und günstig speisten. Am Abend darauf waren wir bei ihnen zu einem Abschiedsessen eingeladen.
13.9.11 Kurz nach 8 Uhr sind wir Richtung Katakolon aufgebrochen.
Die Reise war recht bewegt, bei Seegang und Wind auf die Nase. Wir ankerten um 16:55 Uhr neben dem Hafen in der Bucht.
Am folgenden Tag - dem 14.9. - hatte LaLuna ihren ersten Jahrestag als Bordkatze.
Diesen feierten wir auf See, da wir schon um 6:55 Uhr auf Kurs Richtung Atokos waren. Bei wenig Wind und ordentlich Restdünung erreichen wir die Südost-Bucht von Atokos. Sie ist gut gefüllt und so ziehen wir nach zwei vergeblichen Ankerversuchen weiter nach Meganisi. Doch die Wettervorhersage meldete starken Nordwind, sodaß wir zur One-Tree-Bay weiter gefahren sind.
Dort fiel am vertrauten Platz gegen 19:45 Uhr, beim letzten Sonnenlicht, der Anker in den Sand.
Die nächsten Tage erholten wir uns und verbrachten die meiste Zeit mit baden und ausruhen von den Strapazen der letzten Tage.
Als zwei Tage später fetzig Wind aufkam, mußte ich mit dem Dinghy zu einem driftenden Liegenachbarn, der schon 100m weiter war wie zuvor. So kamen wir mit mehreren Besatzungen ins Gespräch.
19.9.11 Wir verlegen in die Tranquilbay vor Nidri, da wir wegen LaLuna nicht so schnell an den Steg wollten. Denn nur vor Anker darf sie nach draußen an Deck.
Schon in der folgenden Nacht kam gegen 2:00 Uhr Starkwind auf, mit 8er Böen. Da wir drifteten, haben wir den Anker neu ausgelegt, jedoch war erst der 3. Versuch zu unserer Zufriedenheit. Die ganze Zeit über hat es auch noch wie aus Kübeln geschüttet und wir erst gegen 5:00 Uhr wieder ins Bett konnten.
Am nächsten Tag fuhr ich mit dem Dinghy an Land um die Stegleute zu besuchen und hallo zu sagen. Gegen Mittag kehrte ich zum Schiff zurück und wir entschlossen uns mehr Kette zu geben. Wir hingen nun auf 8-9m Wassertiefe mit 70m Kette, was sich noch als hilfreich erweisen sollte.
Gegen 18 Uhr kam eine weiße Wand von Vlycho hoch gezogen und da wir eh mit Regen gerechnet hatten, haben wir schläunigst alle Luken und Bullaugen geschlossen. Kaum hatte Evelin ihr letztes Bullauge geschlossen, drückte uns eine Orkanböe so aufs Wasser, daß man durch die Bullaugen unter Wasser sah. Unsere Nachbarn zeigten uns ihre Kiele. Ich eilte nach draußen und startete in Windeseile die Motoren und hielt dem Sturm entgegen so gut es eben ging. Noch ein paar mal wurden wir auf die Backe gedrückt, das unser Mast fast waagerecht über dem Wasser lag und wir uns wie in einem Schüttelbecher fühlten. Die ganze Zeit schüttete es fürchterlich und wir waren naß bis auf die Haut. Der Regen kam teils horizontal, teils vertikal, je nach Wind. Dank Anker, langer Kette und Motorenkraft, sind wir nur etwa 20m verdriftet. Andere hatten da weniger Glück, sie drifteten mit 10kn an uns vorbei - mit Anker. Dinghys flogen durch die Luft - mitsamt dem Außenborder. Nach 20 Minuten war der Spuk vorbei, die Sonne kam hervor und das Ausmaß des Orkans wurde deutlich. Die Vlycho-Bucht traf es am härtesten mit über 110kn Wind (für Nichtsegler: ca. 200km/h).
Dort sind mehrere Schiffe gestrandet bzw. gesunken, ein Dutzend Masten gebrochen, ein Katamaran ist am Anker gekentert.
Die darin eingeschlossene Frau wurde von Ruairi, Wirt des Vlycho-Yacht-Club, geborgen. Weniger Glück hatte ein Franzose, der beim Versuch sein Schiff zu retten, dazwischen fiel und mit seinen Verletzungen letztendlich ertrank - vor den Augen seiner Frau. Viele wurden weniger schwer verletzt. In der Maria-Werft von Vlycho stürzten an Land ca. 40 Schiffe um.
Auch dort gab es Verletzte und hohen Sachschaden.
Im Ort brachen fast alle Bäume, einige Straßenlaternen fielen um, an vielen Häusern wurden die Dächer beschädigt und die Vorbauten an einigen Restaurants flogen einfach davon und die Möbel gleich hinterher.
Unseren runden Skattisch fand der Wirt 150m weiter unter einem gestrandeten Segelschiff.
Am Tag danach schwammen überall Wrakteile und Ausrüstungsteile im Wasser - vom Kanister bis zur Gasflasche. In You-Tube findet ihr einige Videos unter 20. September, Lefkas storm, Vlycho Disaster etc.. Bei uns in der Tranquil-Bay waren es "nur" etwa 70kn Wind - aber uns hats gereicht.
Nachdem wir am 21.9.11 an Herberts Steg verlegt haben, war erst einmal aufräumen und putzen angesagt, was sich über mehrere Tage hinzog.
Als ich bei Marianna essen war, fiel mir eine kleine graue Katze auf, deren linkes Auge aufgequollen und bereits zerstört war und das Andere war auch schon angegriffen. Eine häufige Folge vom Katzenschupfen, mit deren Viren hier die meisten Jungen schon geboren werden.
Am nächsten Tag habe ich sie dann eingefangen und bin mit ihr zum Tierarzt, der aber das Auge nicht mehr retten konnte. So ging der September seinem Ende zu, ohne größere Ereignisse.

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