Logbuch 2007 08-12
3.8.07 Wir brechen auf Richtung Elaphonisos. Da an der Passage kein Ankerplatz unser Gefallen fand, sind wir bis Neapolis weitergefahren. Dort haben wir an der langen Mole längsseits festgemacht. Was sich schon bald als Fehlentscheidung heraustellen wird.
Der Wind drehte nach ein paar Tagen auf Nordost und frischte auf. Ehe wir uns versahen, war es zu spät, um die Pier gefahrlos zu verlassen. So hatten wir eine Horrornacht, in der unser Schiff ständig versuchte auf die Pier zu steigen und wir es nur mit aller Mühe davon abhalten konnten. Jetzt, wo ich diesen Text schreibe, ist schon einige Zeit vergangen und alles erscheint etwas harmloser als es damals wirklich war. Aber in dieser Nacht hatten wir das erste mal wirklich Angst um uns und unser Boot. Die Fender, unsere und die von der örtlichen Coast Guard geliehenen Kugelfender, wurden auf nur 2 cm zusammengedrückt, aber haben doch noch gehalten.
Ein benachbartes, großes Schlauchboot wurde beschädigt und auf den Strand geworfen, was vielleicht schlimmeres verhindert hat.
Gegen Mitternacht gelang es uns dann mit zahlreichen Helfern, vielen langen Leinen und Motorunterstützung, an das Winkelstück der Mole zu verlegen, wo die Wellen nicht mehr so heftig waren.
The day after - der Tag danach. Wie wenn nichts gewesen wäre.
7.8.07 Wir verlegen auf die Halbinsel Elaphonisos, in die Bucht von Levki. Dort haben wir uns noch etwas erholt von den letzten Ereignissen und um einen guten Ausgangsplatz zu haben, für die bevorstehende Umrundung des berüchtigten Kap Maleas.
9.8.07 Wir passieren Kap Maleas bei bestem Wetter, ohne Wind und kaum Welle, was sehr selten ist.
Wir winken dem einsamen Mönch, der in einer Einsiedelei am Kapfelsen lebt, aber er hat uns nicht bemerkt.
So erreichen wir unser nächstes Etappenziel - Monemvasia, ohne besondere Vorkommnisse. Umrunden die Halbinsel mit dem antiken Dorf
und ankern in der großen Bucht vor dem Ort über Sandfeldern und 14m Tiefe.
Ein von zahlreichen Touristen belagerter Ort mit lauter, nächtlicher Musik.
14.8.07 Weiterfahrt nach Ormos Geraka. Die Einfahrt ist nicht leicht zu finden und so sind wir erst einmal daran vorbei gefahren.
Aber nachdem das GPS sagte, dass wir bereits vor 2 sm an der Einfahrt vorbei gekommen sind, haben wir halt gewendet und sie beim zweiten Anlauf dann entdeckt. Eine nette kleine Bucht mit heiklem Ankergrund, sodaß wir mit Buganker und Landleinen liegen.
In dem verschlafenen Nest gibt es nicht einmal einen Laden, aber 7 Restaurants.
16.8.07 Die Reise führt uns nun nach Porto Cheli, eine große Bucht mit einigen kleinen Seitenbuchten, einem großen Hafen, wo die Schnellfähren im Stundentakt ein- und ausfahren sowie einem großen Bojenfeld mit Dauerliegern.
Ein geschäftiges Örtchen mit viel Versorgungsmöglichkeiten und zahlreichen Geschäften. Die Mehrzahl der Touristen sind Athener, die jetzt im August hier ihre Ferien verbringen. Durch die Tragflächenboote ist man in wenigen Stunden in Athen.
Umtriebig wird es besonders am Wochenende, wenn die Charterflotte von Nielson ihre Crews wechseln. Das Wasser ist ab hier nicht so klar wie auf der Südseite des Peloponnes, dafür ist die Luftfeuchtigkeit wesentlich geringer.
Mittlerweile überschlagen sich die Nachrichten mit Rekordtemperaturen, Athen 45°C, bei uns 40°C, leider auch mit Meldungen über Brände auf dem gesamten Peloponnes. Ich bin mal nach Kranidi zum Lidl getrampt. Leider musste ich nach dem Einkauf über eine Stunde auf ein Taxi warten, das mich wieder zum Hafen brachte - und das bei über 40°C im Schatten.
21.8.07 Morgens nach dem Bunkern Richtung Poros gestartet.
Vorbei an der Insel Hydra, wo wir nach einer geeigneten Bucht geschaut haben. Leider war alles voll und wir sind gleich nach Poros durchgefahren.
Der Ort erstreckt sich vom Festland bis auf die Insel.
Wir finden einen geeigneten Ankerplatz direkt vor der Millitärakademie.
Normalerweise ist das zwar Sperrgebiet, aber in der Hochsaison drücken sie schon mal ein Auge zu und lassen die Segler in Ruhe ankern. Eines Morgens überraschte mich mein Dinghy mit einem kapitalen Fisch, den es in der Nacht gefangen hat.
Allerdings war uns der Fisch nicht mehr frisch genug, da er schon seit ein paar Stunden in der brennenden Sonne lag. Daher wurde er leider entsorgt.
Die anhaltenden hohen Temperaturen waren wohl auch mitverantwortlich für die unzähligen Brände. Das halbe Land brannte und der Rauch verdunkelte den Himmel und die Sonne. Die Asche regnete jeden Tag auf unser Deck. Um den über 60 Opfern zu gedenken, waren die Flaggen der Akademie auf Halbmast, denn es waren auch Polizisten, Soldaten und Feuerwehrleute unter den Opfern.
Poros ist ein vom Tourismus geprägtes Örtchen, jede menge Geschäfte, Kneipen und Restaurants. Man merkt es aber auch an den Preisen, das Athener ein hohes Urlaubsbudget haben. Doch zum Glück findet man auch noch Ursprüngliches und Zahlbares, wenn man danach sucht. Es war eine super Zeit in Poros und ich kann garnicht alles was so passiert ist hier rückblickend beschreiben. Wir haben viele Leute kennengelernt, aus vielen Ländern.
3.9.07 Nach zwei schönen Wochen machen wir uns auf den Weg zurück. Wir wollen über Pylos nach Lefkas, um dort den Winter zu verbringen. Der Anker kommt allerdings gleich mit einem großen Fischernetz nach oben und wir müssen ihn freischneiden. Am Abend fällt er aber schon wieder in den Schlammboden von Porto Cheli.
Die Wettervorhersagen verheißen nichts Gutes, 7-8 Bf. Die Bucht und der Hafen füllt sich langsam mit Segel- und Motoryachten. Alle versuchen sich rechtzeitig in Sicherheit zu bringen. Der Vergleich mit einer Gebrauchtbootmesse bietet sich an. Vom 6m Segler bis zur 80m Motoryacht ist alles vertreten.
Neben uns ankert eine Charteryacht. Als ich gegen 23 Uhr für eine Zigarette im Cockpit saß, liegt sie noch am selben Platz. Um 24 Uhr aber liegt sie schon 50m weiter. Ich wecke Evelin und entschließe mich dann, mit Schwimmweste gesichert, im Sturm zu der driftenden Yacht zu fahren. Als ich ablege, ist sie bereits 200m weiter und droht auf einen anderen Ankerlieger zu stoßen. Ich klopfe heftig an der Bordwand und nach 2 Minuten blicke ich in ein verschlafenes Gesicht. Ich frage auf Englisch, ob man bemerkt hat, daß das Boot driftet. Der Mann blickt sich um und plötzlich kommt Leben in die Bude. Hecktisch wird die gesamte Crew geweckt und ich drücke in der Zwischenzeit mit meinem Dinghy die Yacht von den anderen weg. Nach ein paar Minuten und min. 1 Liter Sprit, läuft der Motor und sie holen den nutzlosen Anker auf. Dabei hat sich herausgestellt, daß alle deutsch sprechen und sie kehren an ihren alten Platz zurück. Inzwischen ist es 2 Uhr und ich kehre auf die RUSH zurück. Am nächsten Morgen ist eine Delegation der Charteryacht mit einer Flasche Rotwein vorbeigekommen, hat sich kurz bedankt und ist dann von Dannen gezogen. Wir haben noch ein paar Tage gewartet, bis es etwas ruhiger geworden ist, haben noch gebunkert und sind dann auch los Richtung Monemvasia.
8.9.07 Als wir die Bucht verlassen, sehen wir die Auswirkungen der vergangenen Sturmtage. Ein gestrandeter Segler hängt am Einfahrtslicht zur Bucht - ein trauriger Anblick und wir hoffen, daß alle unversehrt geblieben sind.
Das Wetter hat sich sehr gebessert und wir kommen bei Sonne und Wind gut voran. Nach acht Stunden sind wir in Monemvasia, ein toller Segeltag !
9.9.07 Schon geht es weiter um das Kap Malea nach Porto Kagio. Um 10:30 runden wir das Kap und sind abends in Porto Kagio. Davon wieder einige Stunden schön gesegelt.
10.9.07 Weiter nach Koroni. Dort bleiben wir zwei Tage, bevor es weiter geht nach Pylos. Wir werden bis Ende des Monats dort bleiben, Freunde und Bekannte treffen. Allerdings auch reparieren, denn wir hatten ein Problem mit "Carmen Elektra" - unserem Generator. Eine Verschlußkappe am Motorblock ist durchgefault. Zum Glück gibt es dort einen Landmaschinenmechaniker, der sich mit dem Kubota-Motor unseres Onan-Generators auskannte und die benötigten Ersatzteile beschaffen konnte.
Die Brände nehmen kein Ende und jetzt brennt es auch am Ortsrand von Pylos.
Neben zwei älteren Löschflugzeugen sind auch ein Hubschrauber und ein neues, strahlgetriebenes Löschflugzeug im Einsatz.
Am Abend ist der Brand unter Kontrolle und es gab zum Glück keine Opfer.
28.9.07 Heute legen wir ab Richtung Katakolon. Dort finden wir ein Plätzchen an den maroden Schwimmstegen, aber das reicht für die Nacht. Ich dusche für einen Euro bei einem, der am Steg Gemüse und Duschmöglichkeit anbietet. Er kennt uns noch von vor eineinhalb Jahren. Allerdings liegt seine Dusche am Berg, sodaß man die Dusche spätestens nach dem Aufstieg wirklich braucht.
29.9.07 Weiter Richtung Ithaka, wo wir am Abend in Vathi ankern.
30.9.07 Letzte Etappe nach Nidri auf Lefkas. Wir ankern in der Tranquil Bay, gegenüber von Nidri.
Für den Rest des Jahres liegen wir hier mit drei Buganker und 5 Landleinen. Diese Maßnahme hat sich bewährt, vor allem im November, bei Böen mit über 55 Ktn. . Als ein kleiner Katamaran neben uns ins Driften kam, mussen wir mit Hilfe zweier Holländer ihn wieder aus der Uferböschung verholen und seine zwei kleinen Änkerchen wieder neu ausbringen. Bei einem Anderen hat die Landleine das Bäumchen, an dem sie festgebunden war, herausgerissen. Auch diesen haben wir wieder gesichert.
Hier schließen wir nun das Jahr, wünschen allen ruhige Feiertage und einen guten Rutsch in`s Neue Jahr.
Evelin und Richard

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